Waltraud   V e r l a g u e t



Elisabeth Wickert

Eine deutsche Mission in Südafrika

Von Hermannsburg nach Morgensonne

(Herausgegeben von Sabine Dänner und Waltraud Verlaguet)

BoD, 2024

Elisabeth Wickert geb. Wittrock (1857-1947) gewährt uns Einblick in ein nicht nur für ihre Zeit ungewöhnliches Leben Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1940er Jahre und beschreibt eindrucksvoll ihre persönliche Entwicklung in den Wirren mehrerer Kriege und Machtkämpfe rivalisierender politischer Kräfte. Besondere Bedeutung mögen ihre Beschreibungen des missionarischen Auftrags erlangen, dem sie sich gemeinsam mit ihrem Mann in Südafrika verschrieb. Damit werfen ihre Lebenserinnerungen auch ein Schlaglicht auf ein Kapitel des deutschen und europäischen Kolonialismus, woraus unsere Sicht auf das aktuelle Europa erneuert wird. Ihr christlicher Glaube steht bei allem im Zentrum ihres Handelns. Er gab ihr stets Kraft und Halt. Trotzdem soll es nachfolgenden Generationen ein Weckruf sein, wie sie sich trotzdem als Christin von der national-sozialistischen Ideologie hat verführen lassen.

Extrait

Na, nun richteten wir uns ein, unser Haus hatte noch keine Tür und keine Fenster. Abends wurden Decken davor gehängt, damit keine Schlangen hereinkommen konnten. Einige alte Burenhäuser standen noch da. Die Buren, die den Platz verkauft hatten, konnten da nicht bestehen, weil kein Wasser da wäre. Und dabei an so viel verschiedenen Stellen reiche Wasserquellen, der Platz hätte nur in tüchtige Hände fallen müssen, ein Deutscher hätte ihn kaufen müssen, aber der Bur ist sündenfaul. Na, ihre alten Baracken standen da, eine in unserer Nähe wurde zur Kirche und Schule hergerichtet, denn einige Leute hatten sich schon zum Taufunterricht gemeldet. Dann wollten die ersten Schwarzen auf die Station ziehen. Da musste das Dorf abgesteckt werden, dass sie sich nicht so dicht vor unsere Tür bauten. Etwas Land hatten wir vom Häuptling bekommen, nicht viel, aber für unsern Bedarf reichte es. Davon wurde was für den Garten abgenommen und der angelegt, Bäume gepflanzt und Gemüseland bepflanzt. Ach, es gab so viel Arbeit, und dann konnte man sich ja nicht verständigen, das musste auch noch kommen, die Sprache lernen. Jetzt ist es, glaube ich, anders. Die Bräute dürfen nicht eher heiraten als bis sie etwas die Sprache gelernt. Das ist sehr schön, aber zu unserer Zeit war es noch nicht, wir hatten ja überhaupt die «Pionier-Arbeit». Jetzt ist alles fertig. Ach, es hat mir so unendlich viel Freude gemacht, dies alles so aus dem Sande herauswühlen, es ist meine glücklichste Zeit gewesen. Wenn eine Station angelegt wurde, zahlte die Mission £30 (600 M), es war ja nur ein Tropfen. Aber der Sup. Hohls aus Natal schrieb uns, es wäre augenblicklich kein Geld da, wir brauchten uns ja auch keinen «Palast» zu bauen, auch einen Wagen könnten wir nicht kriegen, also nichts, gar nichts. Na, Vater war schön ärgerlich, aber er hat bei Hohls nie wieder um etwas gebeten. Alles, wie es da stand, ist aus unserer Tasche gekommen und das freut mich heute noch. Aber langsam ging die Arbeit, Vater hatte doch auch die Missionsarbeit und musste viel umher, aber der Häuptling «Bogatschu» war freundlich und schickte öfter Leute zum Helfen, z.B. Steine backen.